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Sex nach der Geburt - wie lange muss ich warten?

Nicole Pascher, 2018-12-20

Wann ist Sex nach der Geburt wieder möglich? In diesem Artikel erhältst du einige Tipps wie man den Weg zur Sexualität (wieder)findet.

 

Die Frage, ab wann Sex nach der Geburt wieder möglich ist, beschäftigt Frauen wie Männer gleichermaßen. Eine genaue Zeitangabe oder Faustregel gibt es dafür leider nicht. Dazu sind die körperliche und die mentale Verfassung jeder Frau nach der Geburt zu unterschiedlich.

Einige Tipps, worauf du als Frau achten kannst und wie Männer ihre Frauen liebevoll zurück in die Sexualität begleiten können, haben wir jedoch in diesem Artikel zusammengestellt. Es sind 8 Anregungen, gewonnen aus den Erfahrungen unzähliger Elternpaare vor dir. Lies sie durch und entscheide selbst, welche die richtigen für dich sind.

Hier noch einmal die brennende Frage und danach mögliche Antworten darauf:

Wann können wir nach der Geburt unseres Kindes wieder Sex haben?

In der Schwangerschaft machen sich werdende Eltern natürlich Gedanken über die Zeit nach der Geburt. Wie wird das Baby das Leben verändern? Wie wird sich die Partnerschaft entwickeln? Wie wird sich der Körper der Frau nach Schwangerschaft und Geburt verändert haben? Wann kann eine Mama wieder Sport machen? Wie wird sich die Sexualität entwickeln? Und wann wird wieder Geschlechtsverkehr mit Lust und ohne Schmerzen möglich sein?

Wochenfluss abwarten

Zunächst sollte der Wochenfluss vorbei sein, was in etwa vier bis acht Wochen nach der Entbindung der Fall ist. Beim Wochenfluss handelt es sich um das Wundsekret der Gebärmutter, denn die in etwa handflächengroße Wunde, die die Plazenta hinterlassen hat, muss verheilen.

Direkt nach der Geburt ist die Blutung recht stark. Im Laufe der nächsten Tage verändert sich der Wochenfluss. Zuerst ist er rot, mit dem Ende der ersten Woche dann nur mehr hellrot und bräunlich, gegen Ende des Wochenbettes hin ist er gelblich und eher durchsichtig.

Im Normalfall ist der Wochenfluss nicht infektiös, jedoch sollte ein Kontakt mit den Brustwarzen vermieden werden, da die Keime eine Brustentzündung verursachen können. Bei unangenehmem Geruch, Kopfschmerzen, Fieber oder Schmerzen im Unterbauch im Wochenbett bitte umgehend Hilfe beim Arzt oder der Hebamme aufsuchen.

Im Wochenbett ist Sex aus medizinischer Sicht prinzipiell möglich, jedoch muss hier unbedingt die Verfassung der Frau bedacht werden. Geschlechtsverkehr sollte in dieser Zeit nur mit Kondom erfolgen, um Infektionen bei der Frau zu vermeiden, da in der Vagina noch Risse und Wunden abheilen.

Gynäkologische Untersuchung abwarten

Sechs Wochen nach der Geburt findet die Nachuntersuchung beim Gynäkologen statt. Hier wird ein Krebsabstrich gemacht, die Rückbildung der Gebärmutter untersucht und bei Bedarf wird auch die Brust untersucht.

Bei dieser Untersuchung kannst du auch alle offenen Fragen und Unsicherheiten besprechen. Im Regelfall wird dir der Gynäkologe mitteilen, dass du wieder zu allem bereit bist. Das heißt aber nicht, dass auch alles sofort möglich sein wird.

Direkt nach der Entbindung kannst du starten, den Beckenboden zu trainieren. Ein starkerBeckenboden erhöht nebenbei erwähnt auch die Intensität des Orgasmus.

Sobald du die Trainingserlaubnis bei der postnatalen Gyn-Untersuchung erhalten hast, kannst duwieder sportliche Aktivitäten aufnehmen - und auch wieder Sex haben. Für die ersten Versuche ist es gut, wenn der Mann beim Geschlechtsverkehr unten liegt. In dieser Position kann die Frau, falls es zu Schmerzen kommen sollte, besser kontrollieren, wie tief der Penis in die Vagina eindringt. Falls kein Kinderwunsch gegeben ist, sollte von Anfang an verhütet werden, da Frauen auch in der Stillzeit schwanger werden können.

Auf den Körper achten und hören

Hier sind zwei Dinge wichtig: Achte auf deinen Körper. Und höre auf deinen Körper. Vielleicht hast du durch die Geburt keine Schmerzen im Bereich der Scheide, und könntest eigentlich gleich wieder mit der Intimität loslegen. Vielleicht hast du Nähte von Dammschnitt, Dammriss oder Kaiserschnitt, die zunächst abheilen müssen. Da der Bereich der Vagina bei Erregung besonders durchblutet ist, kann es sein, dass bereits die Erregung schmerzt, da die Narben noch nicht vollständig verheilt sind.

Lasse dich nicht unter Druck setzen. Jede Geburt läuft anders, ebenso jede Heilung und auch die Zeit mit dem Baby danach. Das Letzte, was du brauchst, sind Druck oder Schmerzen. Für manche mag es merkwürdig sein, den Körper nach der Geburt mit Mann und Kind zu teilen, andere haben kein Problem damit.

Manchmal dauert das Abheilen länger, manchmal geht es schneller. Manchmal klappt das Stillen, manchmal nicht. Manche Frauen haben ein gutes Bindegewebe, manche nicht. Manche Frauen hatten bei der Geburt einen Dammschnitt, andere nicht. Diese und andere Faktoren spielen bei der Rückbildung und beim neuen Mamakörper eine bedeutende Rolle.

Zärtlichkeiten und Unterstützung

Ein wichtiger Tipp an die Männer: Investiert besonders in die Beziehung zur Mama eures Babys und schenkt Zärtlichkeiten, ohne ihr das Gefühl zu geben, dass ihr nur „das Eine“ wollt...

Manchmal kann es bei Frauen nach der Geburt zum sogenannten Babyblues kommen. Hier helfen Dasein und Verständnis. Gute Ratschläge wie: "Du brauchst doch nicht weinen, du hast ja ein süßes Baby" helfen hier nicht, da es sich um die Auswirkungen der hormonellen Umstellung handelt. In manchen Fällen kann sich auch eine Wochenbettdepression entwickeln. Auch hier helfen keine Ratschläge. In dem Fall, dass die emotionalen Tiefpunkte nach 4 Wochen sich nicht bessern sollten, ist es unbedingt notwendig, fachkundige Hilfe in Anspruch zu nehmen.

Geduldig sein

Habe Geduld mit deinem Körper. Die Brüste werden vielleicht nie wieder so aussehen, wie vorher. Vielleicht auch der Bauch nicht. Oder? Mit Training vielleicht doch - aber mach dir keinen Druck.

Die ersten 3 Jahre nach der Geburt sind ohnehin eine intensive Zeit in der Entwicklung deines Kindes, denn hier muss man als Eltern nahezu rund um die Uhr die Pflege der Kleinen übernehmen. Das ist Druck genug. Sei dir immer bewusst: Du hast ein Wunder geboren. Und du bist wunderbar. Sei stolz auf deine Narben und Erinnerungen.

Achte auf eine gesunde Ernährung. Regelmäßiges postnatales Training – am besten mit gleichgesinnten Mamas – machen dich fit für die neuen Herausforderungen in deinem Leben als Mama.

Du bist einzigartig

Es gibt mitunter hohe gesellschaftliche Erwartungen an junge Mütter. Sieh dich als Individuum, das die Dinge auf eigene Art und Weise macht. Klappt das Stillen? Wunderbar. Klappt es nicht? Kein Problem. Die Bindung kann mit dem Fläschchen ebenso gut aufgebaut werden.

Magst du es, berührt zu werden? Gut. Ist es dir noch zu früh dafür? Kein Stress. Es dauert, bis sich der Hormonhaushalt wieder reguliert, damit verändert sich auch das eigene Empfinden. Auch, wenn du Narben hast, die nur langsam verheilen, und du viele Wochen oder Monate warten musst, bevor wieder an Sex zu denken ist – sei geduldig. Den individuellen Heilungsprozess kannst du nur unterstützen, nicht beschleunigen.

Und auch, wenn sich nach der Geburt diese unendliche Traurigkeit einstellt – der Babyblues oder sogar eine Wochenbettdepression ankündigt, musst du keine Schuldgefühle haben. Du bist nicht allein. Suche dir professionelle Hilfe und versuche das Eine nie zu vergessen: Du bist einzigartig.

Fallenlassen

Wenn du wieder dazu bereit bist, dann kannst du dich fallen lassen. Zugegeben, am Anfang kann es ein wenig „komisch“ sein... Ich kann mich noch gut erinnern, dass mir der Körper meines Mannes einfach so „groß“ vorkam...Wie blöd sich das auch anhören mag.

Zur Beruhigung: Man sagt Müttern nach, dass sie viel intensiver empfinden und viel besser wissen, was sie wollen. Im Laufe der Zeit nach der Geburt reguliert sich auch dein Hormonhaushalt wieder. Manche Frauen erleben dadurch auch ihre Zyklen bewusster, was ebenfalls zu einem besseren Verständnis des eigenen Körpers führt.

Ein entspannter Körper, nicht ein perfekter Körper, ist die Voraussetzung für guten Sex und einen erfüllenden Orgasmus. Auch davon bitte nicht unter Druck setzen lassen. Wenn das erste und zweite und dritte Mal danach nicht deinen Erwartungen entsprechen sollte, dann ist das eben so. Es gibt nichts zu gewinnen. Und auch nichts zu verlieren. Vor allem nichts zu verlieren.

Es muss nicht immer Geschlechtsverkehr sein

Um Zärtlichkeiten auszutauschen, ja sogar, um einen Orgasmus zu erleben, muss es nicht immer zum Geschlechtsakt kommen. Mit ein wenig Fantasie und Einfühlungsvermögen beider Partner, lässt sich der Höhepunkt auch ohne erreichen.

Zärtlichkeit, Kuscheln und sanfte Berührungen helfen dir auf dem Weg zurück zu einem erfüllten Sexualleben. Genießen, ohne Druck, ist hierbei die Devise. Kein Druck, kein Muss, nur so viel, wie du willst und nur dann, wenn du es willst.

Bestimmt ist das nicht alles, was es über Sex nach der Geburt zu sagen gibt. Vielleicht hast du ja die eine oder andere Anregung, die du uns gerne mitteilen möchtest. Schau dazu auf unserer Facebook-Seite vorbei und schreibe uns in einem Kommentar, wie du zu dem Thema denkst. Und wenn du schon dort bist, würden wir uns sehr über ein Like von dir freuen.