Kangatraining

Wunderkind

mmmMama lllLupo, 2017-10-19

Eigentlich war ich mit der Entwicklung von Raphael in den ersten paar Monaten sehr zufrieden, denn ich hatte das Gefühl er lernt fast täglich etwas Neues und ist einfach ein Prachtbursche. Welches wortähnliche Gequiecke da seinem süßen Mund entsprang, war mir völlig gleichgültig, solange es annährend wie Mama klang und wenn er dabei auch noch lächelte, war der Tag ohnehin gerettet. - UM WEITERZULESEN BITTE DEN TITEL ANKLICKEN

Dann beging ich den ersten Kardinalfehler! Da es in meinem Freundeskreis noch keine anderen Mütter gab und sich dieser sowieso durch fehlende Interessensgleichheiten mehr und mehr ausdünnte, suchte ich Anschluss in einer Kindergruppe und fing an, Spielplätze zu besuchen. Was mir damals, auf meiner rosaroten Ehrlichkeits-Wolke, noch nicht bewusst war ist, der unheimliche Konkurrenzkampf, der zwischen Eltern herrscht.

Ein gesundes, gut entwickeltes Kind?! Bahahaha! Das ist lange nicht genug. Da werden Kinder „erschaffen“, die im Alter von unter einem Jahr bereits mehrere Sprachen lernen (und zwar nicht, weil die Eltern „nativ“ sind), Kunstkurse besuchen, Instrumente erlernen und schon von Beginn an auf den Uni-Abschluss vorbereitet werden. Eine Intellektuellen-Kampfmaschine sozusagen. Gepfiffen auf sorgenlose Kindheit, Spaß und Spiel!

Selbst der Spielplatz wird zweckentfremdet und gilt nur als Ort des Netzwerkens. Es könnte ja ein Nachfahre von Mozart oder Schubert anwesend sein (die würden dann ja so gut zum eigenen kunstaffinen 1jährigen passen), oder ein entfernter Verwandter von Swarovskis, Mateschitz oder Rothschilds (eine Geburtstagseinladung für den Spross und du hast ein neues, dir gebührendes Leben) – obwohl jene solche Örtlichkeiten wohl nie betreten würden.

Und wenn sich niemand Interessantes finden lässt, kann man ja noch immer mit dem Fußvolk sprechen und ihnen klarmachen, wie unterentwickelt und ungefördert deren Nachwuchs verkommt. Im Grunde sind diese Kinder sich selbst überlassen und zum Scheitern im Leben verurteilt, weil dieses Eltern-Proletariat nichts gebacken bekommt. Die ersten Berührungsmomente mit dieser Gruppierung von Eltern war für mich geplagt von Stress, Hinterfragen meiner eigenen Einstellung und mündetet in Ablehnung.

Im Laufe des Heranwachsens meines Sohnes habe ich es geschafft, eine Handvoll Mütter kennenzulernen, die meinem Menschenschlag mehr ähnlich waren, ihre Kinder und den Erziehungsauftrag realistisch betrachteten und sich nicht in die eigene Tasche logen. Denn, natürlich sollst du das Potential deiner Abkömmlinge erkennen und fördern, aber alles mit Maß und Ziel!

Schöne Woche!

Eure Mama Lupo